Abt
Abt Raphael Molitor | 1906 – 1948
Abt Raphael Molitor | 1906 – 1948
Abt Raphael Molitor wurde 1873 in Sigmaringen geboren. Er trat 1890 in die Erzabtei Beuron ein, wo er 1891 die Profess feierte und 1897 die Priesterweihe empfing. Seit 1901 veröffentlichte er zahlreiche wissenschaftliche Studien vor allem auf dem Gebiet der Musikgeschichte und des Kirchenrechts.
Erzabt Plazidus Wolter von Beuron sandte ihn 1905 als Prior nach Gerleve. 1906 erhielt er die Abtsweihe. Als Wappenspruch wählte er das Pauluswort: Vince in bono – Siege durch Güte (Röm 12, 21).
Abt Raphael Molitor setzte den Bau der Abteigebäude fort, konnte ihn aber nicht vollenden. Die Kirche ließ er in zeitgenössischem Geschmack ausstatten. Besonderen Wert legte er auf die Pflege des Chorals, den Aufbau der Klosterbibliothek und die sorgfältige Ausbildung der Mönche. Erfolgreich führte er den Konvent durch die Zeit des Ersten Weltkriegs und die Wirren der Weimarer Republik.
Als das Kloster 1941 bis 1945 von den Nationalsozialisten aufgehoben war, lebte er überwiegend in Süddeutschland. Er starb am 14. Oktober 1948 bei einem Besuch in Beuron und wurde in der Gerlever Abteikirche beerdigt.
Abt Pius Buddenborg | 1948 – 1971
Abt Pius Buddenborg | 1948 – 1971
Abt Pius Buddenborg wurde 1902 in Rheine geboren und feierte 1924 in Gerleve die Profess. 1929 wurde er zum Priester geweiht. Die Studien in Rom schloß er mit der Promotion zum Doktor der Theologie ab. Abt Raphael Molitor ernannte ihn 1932 zum Novizenmeister und 1935 zum Prior. Nachdem die Nationalsozialisten das Kloster 1941 aufgehoben hatten, sorgte er sich von Osnabrück aus um die Mitbrüder in Norddeutschland.
1948 wählte ihn der Konvent zum zweiten Abt von Gerleve. Ein Vers aus der Regel des hl. Benedikt unterstrich seine Bereitschaft, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Per ducatum Evangelii – Unter der Führung des Evangeliums (Prolog 21). 1951 gründete er im Bistum Osnabrück das Kloster Nütschau. In Gerleve ließ er den Ostflügel des Klosters, eine Erweiterung des Exerzitienhauses und das Haus Sankt Benedikt I bauen sowie das Innere der Abteikirche umgestalten.
Abt Pius Buddenborg förderte die wissenschaftliche Ausbildung der Mitbrüder und die Fortentwicklung unserer pastoralen Aufgaben. Im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils erneuerte er die Abtei. Mit Erreichen des 70. Lebensjahres trat er 1971 zurück. Er starb am 3. Oktober 1987 im Franziskushospital Münster und wurde auf dem Gerlever Klosterfriedhof beerdigt.
Abt Clemens Schmeing | 1971 – 1999
Abt Clemens Schmeing | 1971 – 1999
Abt Clemens Schmeing, 1930 in Coesfeld geboren, trat als Theologiestudent in Gerleve ein und feierte 1952 die Mönchsprofess. 1956 zum Priester geweiht, promovierte er 1959 in Rom. In Gerleve übernahm er 1963 die kommissarische, später auch die vollständige Leitung des Noviziats.
1971 wurde er zum dritten Abt von Gerleve gewählt. Sein Wahlspruch aus dem Lukasevangelium (22, 27) drückte sein Amtsverständnis aus: Sicut qui ministrat – Wie einer der dient. Abt Clemens Schmeing erweiterte die Gebäude des Exerzitienhauses und der Jugendbildungsstätte. Den Altar der Abteikirche ließ er in der Vierung mitten im Mönchschor aufstellen. 1975 verlieh er dem Kloster Nütschau die Selbstständigkeit. Er trat 1999 mit Erreichen des 70. Lebensjahres als Abt zurück und lebte dann sieben Jahre lang als Spiritual bei den Benediktinerinnen in St. Hildegard / Eibingen. 2006 kehrte er in die Abtei Gerleve zurück.
Er starb am 29. April 2018 im Nottulner Krankenhaus und wurde auf dem Gerlever Klosterfriedhof beerdigt.
Abt Pius Engelbert | 1999 – 2006
Abt Pius Engelbert | 1999 – 2006
Abt Pius Engelbert, 1936 in Köln geboren, trat nach dem Abitur in Gerleve ein und feierte am 4. August 1957 seine Profess. Er studierte in S. Anselmo, wurde am 15. September 1962 zum Priester geweiht und promovierte 1966 in Rom. Zahlreiche Veröffentlichungen vor allem auf dem Gebiet der Kirchen- und Ordensgeschichte. Von 1981 bis 1999 lehrte er in Rom an S. Anselmo und an der Päpstlichen Universität Gregoriana als Professor.
Nach seiner Wahl zum vierten Abt von Gerleve empfing er am 19. September 1999 von Bischof Reinhard Lettmann die Abtsweihe. Sein Wahlspruch lautet: Sanctificetur nomen tuum – Dein Name werde geheiligt. 2004 feierte der Konvent den hundertsten Jahrestag der Erhebung Gerleves zur Abtei. Unter Abt Pius Engelbert erfolgte die jüngste umfassende Renovierung der Abteikirche, in der 2005 eine romanische Kreuzigungsgruppe aufgestellt wurde. Im Herbst 2006 erreichte er das 70. Lebensjahr und trat als Abt zurück. Von 2006 bis 2013 leitete er das Archiv des Abtprimas der Benediktiner in S. Anselmo in Rom. Seitdem lebt er wieder in Gerleve.
Abt Laurentius Schlieker | 2006 – 2009; 2009 – 2020
Abt Laurentius Schlieker | 2006 – 2009; 2009 – 2020
Abt Laurentius Schlieker wurde am 27. April 1951 in Castrop-Rauxel geboren. 1969 trat er in Gerleve ein und wurde 1976 zum Priester geweiht. Nach Studien in Rom und Aachen lehrte er von 1987 bis 1993 Gregorianik an der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik in Herford. Als Organist und Kirchenmusiker genießt er weit über Gerleve hinaus hohes Ansehen.
Am 5. Dezember 2006 wählte ihn der Konvent für drei Jahre zum Prior-Administrator. Er stellte seine Amtszeit unter das Leitwort: »Gott liebt einen fröhlichen Geber«. Ende 2008 entstand die »Stiftung Abtei Gerleve« zur Förderung der Aufgaben der Abtei. Am 24. August 2009 vertrauten die Gerleve Mönche Prior Laurentius das Abtsamt an. Sein Wappenspruch lautet: ubi vult spirat — Er weht, wo er will (Jo 3, 8).
2008 entstand die »Stiftung Abtei Gerleve«. Ende 2015 weihte Abt Laurentius den Neubau von Haus I unserer Jugendbildungsstätte »Haus Sankt Benedikt« ein.
Aus gesundheitlichen Gründen trat Abt Laurentius am 19. April 2020 zurück.
Abt Andreas Werner | 2020 –
Abt Andreas Werner | 2020 –
Abt Andreas Werner wurde am 21. Juni 1951 in Düsseldorf-Heerdt geboren und wuchs in seiner Heimatstadt Neuss auf. Nach dem Abitur und einem Studium der Archäologie und Kunstgeschichte in Hamburg und Bonn trat er 1975 in Gerleve ein. Die Abtei sandte ihn zum Studium von Philosophie und Theologie nach Salzburg und Rom. 1981 erhielt er die Priesterweihe. Der erfahrene Seelsorger leitete von 2016 bis 2019 als Prior-Administrator die Abtei Maria Laach in der Eifel. Zuletzt war er in der Abtei Gerleve für die Verwaltung der Finanzen zuständig.
Am 15. August 2020 wählte ihn der Konvent zum sechsten Abt von Gerleve. Seine Liebe zum Johannesevangelium zeigte sich auch in der Wahl seines Wappenspruchs: Christum oportet crescere — Christus muss wachsen (vgl. Joh 3, 30).