
von Gott beglaubigte Wort des Alten und
Neuen Testaments eine verläßliche
Wegweisung für das menschliche Leben.«
Impuls
Der Suche eine Sprache geben
Der Suche eine Sprache geben
Die Einsamkeit in der Religion. Hiob, Paulus und Jesus sind große Einsame, sind Menschen, die unter ungeheuerem Druck ihren eigenen Gott neu aufgefunden, erfunden und empfangen haben. Und das gegen die Last der Tradition in ungeheurer Kühnheit.
– Die Einsamkeit des leidenden Menschen, verkannt von seinen Freunden und seiner Familie: Hiob.
– Die Einsamkeit eines Menschen, der zum Konvertiten wird, zwischen Judentum und Christentum, beides kühn neu denkend und darin erst langsam eine Lebens-und Glaubensdienlichkeit lernt: Paulus.
– Die Einsamkeit Jesu: Von den Falschen, den Dämonen richtig identifiziert, und von den meisten doch eher benutzt und zumeist verkannt.
Einsamkeit der Religion heute, des eigenen Gottes. Ich erinnere an Etty Hillesum und ihr Tagebuch »Das denkende Herz«: wie da eine lebenslustige und hochgebildete Jüdin im Amsterdamer Ghetto langsam lernt, ihre eigene Lebens- und Gebetssprache in freihändiger Musikalität zu entwickeln und sich nicht erbittern zu lassen von der bedrängten Lage, die auch sie ins Lager führen wird. Ein Inbild für unseren Weg. Was wäre meine Spurenlese, die Spurenlese meines Lebens, um meinen Gott zu finden? Und mich von den anderen Lesarten (der Kirche, der vielen Menschen und Traditionen der Religion) bereichern und korrigieren zu lassen?
Und vielleicht ist ja auch Gott einsam in unserer Welt. Wir könnten ihm in unserem kleinen Gebet und in unserem zerbrechlichen und unendlich reichen Leben ein wenig Gesellschaft leisten.
Ach wenn doch die Kirche dieser Suche eine Sprache gäbe! Wenn sie ihre eigene Ohnmacht und Hilflosigkeit und die Vielschichtigkeit ihrer eigenen Tradition wahrnähme — und eingestünde: Wir haben den Wahrheitsmund bisweilen zu voll genommen — und darin Freude erweckte an dem Wandlungsgang, der uns heute auferlegt ist. Wie, wenn sie Raum und Hilfe, freies Geleit gewährte für jene Kompositionsarbeit, einfühlend, sanft, ermutigend, bisweilen gegensteuernd sich an die größere und weite Tradition erinnerte? Das wäre wahrhaft katholisch. Dann gewönnen das Papsttum, die Kirche einen demütigen Glanz, der uns wohl anstünde.
(P. Elmar Salmann OSB)