von Gott beglaubigte Wort des Alten und
Neuen Testaments eine verläßliche
Wegweisung für das menschliche Leben.«
Impuls
Die Kraft österlicher Hoffnung
Die Kraft österlicher Hoffnung
In seinem Brief an die christliche Gemeinde von Ephesus in Kleinasien schreibt der heilige Paulus: „Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater der Herrlichkeit, … erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr . . . berufen seid … und wie überragend groß sich seine Macht an uns … erweist … Er hat diese seine Kraft und Stärke an Christus erwiesen, als er ihn von den Toten auferweckt und im Himmel auf den Platz zu seiner Rechten erhoben hat. … Er hat auch uns mit Christus auferweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz im Himmel gegeben“ (Eph 1,17-20; 2,6).
Der Paulustext eröffnet einen gewaltigen Horizont christlicher Hoffnung auf Auferstehung und Herrlichkeit. Die österliche Festzeit, in der wir stehen und die sich fünfzig Tage lang von Ostern über Christi Himmelfahrt bis Pfingsten erstreckt, ist eine einzige „Hochzeit“ dieser Hoffnung.
Unter den drei geistlichen Geschwistern Glaube, Hoffnung und Liebe tritt die Hoffnung im allgemeinen etwas kurz. Glaube und Liebe scheinen sie zu übertreffen. Bei einer „Preisverteilung“ würde die Liebe, die letztlich allein zählt, wohl die Gold- und der Glaube als Fundament des Christentums die Silbermedaille erhalten; für die Hoffnung bliebe da halt nur der Trostpreis einer Bronzenadel.
Charles Péguy, der 1914 in der Marneschlacht gefallen ist, hat sich in einer sehr plastisch-bildhaften Weise für eine Ehrenrettung des „Mägdleins Hoffnung“ eingesetzt. Er schreibt:
„Auf der steigenden Straße,
geschleppt, angehängt an die Arme ihrer zwei größeren Schwestern (Glaube und Liebe),
gehalten an ihren Händen,
schreitet sie voran,
die kleine Hoffnung.
Und so in der Mitte
scheint sie sich schleppen zu lassen;
in Wirklichkeit aber ist sie es,
die die beiden andern voranzieht
und sie voranschleppt und die ganze Welt in Bewegung setzt.
Sie ist ‚ s, die Kleine, die alles mit sich reißt.“
Charles Péguy stellt in dieser anschaulichen Beschreibung die gängige Rollenverteilung von Glaube, Hoffnung und Liebe geradezu auf den Kopf. Die Hoffnung ist nicht im Schlepptau von Glaube und Liebe, sondern umgekehrt deren Lokomotive, welcher der Dampf nicht ausgeht. Sie hat eine unerhörte Zugkraft und reißt Glaube und Liebe mit sich. Bei genauerem Zusehen fällt allerdings auf, dass man Glaube und Liebe einerseits und Hoffnung andererseits auch nicht gegeneinander ausspielen darf. Die Hoffnung ist nämlich nichts anderes als eine Intensivgestalt von Glaube und Liebe. So sieht es auch Charles Péguy, wenn er notiert: „Der Glaube, den ich am liebsten mag, sagt Gott, ist die Hoffnung.“ Wir mögen fragen: „Warum hat Gott eine solche Vorliebe für die Hoffnungsgestalt des Glaubens?“ Die Antwort dürfte lauten: „Gott will uns in seinem gekreuzigten und von den Toten auferstandenen Sohn Christus Jesus eine neue, verheißungsvolle Zukunft erschließen. In der Hoffnung strecken wir uns aus nach dieser uns eröffneten Zukunft. Sie ist das der Zukunft zugewandte Gesicht des Glaubens.“ – Die Hoffnung ist Intensivgestalt des Glaubens; sie ist auch Intensivgestalt der Liebe, von der Paulus sagt: „Die Liebe hofft alles“ (1 Kor 13,7). Der Liebe ist es eigen, dem andern echte Hoffnung zu schenken, ihm Mut zuzusprechen: „Du bist bejaht, gewollt, angenommen. Es ist gut, dass es dich gibt. Du wirst gebraucht – so oder so. Und am Ende wirst du im Tod nicht ausgelöscht, sondern du fällst in Gottes gute Hände. Da wirst du unsterblich leben.“
(Abt Clemens Schmeing OSB)