
von Gott beglaubigte Wort des Alten und
Neuen Testaments eine verläßliche
Wegweisung für das menschliche Leben.«
Impuls
Da darfst du nicht fasten
Da darfst du nicht fasten
Ganz Deutschland weiß, wann Ostern ist! Da haben die allermeisten ein sehr langes Wochenende vom Freitag bis zum Montag einschließlich. Viele verreisen, andere lassen es sich zu Hause gutgehen. Für viele Menschen haben diese Tage etwas Festliches. Dazu gehört der Besuch eines Gottesdienstes, aber auch der eine oder andere Osterschmuck, reichlich hartgekochte Eier und vielleicht auch ein Festessen.
Es ist fast unmöglich, Ostern zu vergessen oder zu übersehen. Ganz unmöglich ist es allerdings nicht. Ausgerechnet dem hl. Benedikt von Nursia, der im 6. Jahrhundert den liturgischsten Orden aller Zeiten gegründet hat, ist das passiert. Sein Biograph, Papst Gregor der Große, erzählt: Als der hl. Benedikt noch alleine in einer Höhle wohnte, „offenbarte sich der Herr einem Priester, der weit entfernt wohnte und sich am Osterfest ein Mahl zubereitete. Er sagte zu ihm: »Du bereitest dir hier Köstlichkeiten, und mein Diener wird dort vom Hunger gequält.« Sofort stand der Priester auf und machte sich noch am Osterfest mit den Speisen, die er für sich zubereitet hatte, auf den Weg. Er suchte den Mann Gottes in den steilen Felsen, in den Talgründen und in den Schluchten. Schließlich fand er ihn in der Höhle verborgen. Sie beteten miteinander, priesen den allmächtigen Herrn und setzten sich nieder. Nach beglückendem Gespräch über das wahre Leben sagte der Priester, der gekommen war: »Auf! Wir wollen Mahl halten, denn heute ist Ostern.« Der Mann Gottes gab zur Antwort: »Gewiss! Es ist Ostern, denn ich durfte dich sehen.« Er wusste nämlich nicht, dass auf jenen Tag das Osterfest fiel; so weit hatte er sich von den Menschen entfernt. Der ehrwürdige Priester versicherte ihm aufs neue: »Heute ist Ostern, der Tag der Auferstehung des Herrn. Da darfst du nicht fasten; denn dazu bin ich gesandt, dass wir gemeinsam die Gaben des allmächtigen Herrn genießen.« Da priesen sie Gott und hielten Mahl.“
Offenbar vertrödeln die beiden Männer nicht ihre Zeit. Sie führen „ein beglückendes Gespräch über das wahre Leben“ . Darum geht es zuallererst: das wahre Leben. Über das wahre Leben nachzudenken, über das wahre Leben miteinander zu reden, das macht glücklich. Das Thema ist ganz österlich: eigentlich sprechen die beiden über das österliche Leben. Aber wie immer, wenn es um das Leben geht, kann es nicht beim Nachdenken und beim darüber Sprechen bleiben. Der Priester ist wirklich ein Priester, denn er bringt die Sache auf den Punkt: „Auf! Wir wollen Mahl halten, denn heute ist Ostern“. Benedikt versucht zu bremsen. Sein Argument klingt verführerisch fromm: „Gewiss! Es ist Ostern, denn ich durfte dich sehen.“ Aber darauf lässt sich der Priester nicht ein. Es handelt sich offenbar um einen erfahrenen Geistlichen, denn Papst Gregor nennt ihn jetzt sogar „ehrwürdig“ . Der Priester antwortet Benedikt kurz und bestimmt: „Heute ist Ostern, der Tag der Auferstehung des Herrn. Da darfst du nicht fasten; denn dazu bin ich gesandt, dass wir gemeinsam die Gaben des allmächtigen Herrn genießen.“ Nun gibt sich Benedikt geschlagen, hört auf, zu diskutieren und wendet sich mit seinem Gast dem Leben zu: „Da priesen sie Gott und hielten Mahl“.
So einfach geht das wahre Leben, das österliche Leben: Es genügt, Gott zu preisen und miteinander Mahl zu halten.
(P. Marcel Albert OSB)